Kein Plan, ob ich alt und langweilig werde oder einfach mal dazulerne. Aber irgendetwas ist passiert in den vergangenen paar Monaten. Ich meine, was mein Shopping Verhalten angeht. Irgendwie kauf ich plötzlich ganz anders ein. Viel weniger. Smarter. Nachhaltiger. Einfach besser. Aber nun mal ganz von vorn: Seit etwa zwanzig Jahren shoppe ich eigenständig. Doch leider waren zwischen ein paar wenigen Schätzen, die ich für Urururenkel einvakuumieren werde, viel zu viele Teile dabei, bei denen es mir im Kopf wehtut, wenn ich auf sie zurückblicke. Nee, das soll jetzt keine Schlaumeier-Kampagne werden, und ich fang auch gar nicht erst an unsere Boomer-Eltern, die den Planeten selbst ruiniert und uns in der Hinsicht nichts Anständiges beigebracht haben, zu bashen. Dass es nicht ganz richtig war, dass wir bis vor ein paar Jahren alle noch konsumierten wie die Irren ohne an unseren Fußabdruck zu denken, dit wissen wa! Dass es nicht die ältere Generation, sondern die jüngere mit ihren Alpha Gretas war, die uns die Welt erklären und umerziehen musste, dit wissen wa och. Alles keine News. Was ich aber mit Euch teilen möchte, ist mein neuster Trick, mit dem ich, glaub ich zumindest, das Shopping System auf Endlevel-Niveau gedribbelt hab. Und der könnte gar nicht einfacher sein; so primitiv und doch so gut!
Passt auf: In einer Welt, in der Trends schneller gehen als sie kommen, konzentriere ich mich neuerdings nicht mehr auf ihren Kultstatus. Ich verdränge ihn sogar. Ich stell mir jetzt jedes Teil, dass ich kaufen möchte, einmal ohne sein Label vor. Ich red nicht von plakativen Logos oder so, die sind eh out. Ich red davon, dass ich mir vorstelle, dass ich das Teil in einem No-Name-Laden in der Antarktis kaufe, handgemacht von einer fiesen Oma, ganz ohne irgendein Etikett darin. Und dann frag ich mich: find ich das Teil immer noch schön/cool/fresh? Also, um das mal zu verdeutlichen: Wir lassen uns doch alle viel zu oft blenden von nicen Lookbooks, Trends, die gerade total angesagt sind, Labels, die uns angeblich cooler machen, wenn wir sie im Schrank hängen haben, oder selbst von den kleinsten Verkaufsmaschen wie Tags, auf denen „von Hand gepflückte japanische Baumwolle“ steht. Wenn wir das alles aber mal komplett ausblenden, bleibt eben nur eins: die einfache Klamotte. Und entweder ich find die mega gut, heute genau wie in 10 Jahren, oder aber ich kauf die nicht. Basta. Kann ja sein, dass ich damit selbst wie eine fiese Oma klinge, aber ganz ehrlich - es funktioniert! Nicht nur weil ich diese Teile nicht mal eben „auch gekauft“ hab. Sondern weil ich sie für mich und meinen ganz individuellen Style kaufe. Und das Beste: Diese Teile sind meistens mit fast allem anderen in meinem Kleiderschrank kombinierbar. Das ist wohl die persönlichste Capsule Wardrobe, die man sich aufbauen kann.
Durch die Frage, ob ich das Kleidungsstück bzw. das Accessoire auch kaufen würde, wenn es ein No-Name-Produkt wäre, fallen so irre viele Teile raus! Denn in diesem Momentum achtet man nicht auf die Coolness des Labels, sondern auf das pure Design, die Passform und vor allem die Qualität.
Und wenn wir gerade schon dabei sind: Schon mal was von „cost per wear“ gehört? Klingt vielleicht nach Girl Math, ist aber eine recht clevere Art einzukaufen. Dabei geht’s darum zu überlegen, wie oft man das Teil, das man kaufen möchte, tragen wird und dann rechnet man es runter. Wenn ich beispielsweise 150€ für eine gecroppte Jacke zahle, die aber nur dreimal trage, hab ich einen cost per wear von 50€. Kauf ich aber einen Trench Coat für 500€ und trage den dann hundertmal, kostet dieser runtergerechnet gerade mal 5€. Klingt plump, aber denkt mal an ein Teil aus Eurem Schrank, das ihr ständig tragt und an eins, das ihr vielleicht erst einmal getragen habt. Macht schon Sinn sich die Rechnung beim Shoppen einmal vor Augen zu führen, oder?
Versteht mich nicht falsch: Auch wenn wahrscheinlich der Quiet Luxury Trend des letzten Jahres mich bei meinem Shopping Trick inspiriert hat, meine ich damit nicht, dass ich nur noch Beige, Dunkelblau und Kaschmir trage. Überhaupt nicht. Ich liebe auffällige Farben und richtig gute Schnitte. Aber wenn ich mir 1. genau überlege, wie oft ich das Teil tragen werde und 2. wie ich es finden würde, wenn kein Label Tag drin wäre, kaufe ich direkt wesentlich weniger. Und das kann man trainieren, glaubt mir. Klappt auch bei mir nicht immer, aber ich werd besser.
Übrigens, eine kleine Liste von Brands, denen man meist nicht ansieht, von welcher Marke sie sind, aber durchaus ansieht, dass sie sehr nice Kleidung und Accessoires kreieren, hab ich für Euch natürlich auch zusammengestellt. Mit diesen Labels fahrt ihr immer sicher! Voilà:
Fear of God
Arket
Merz b. Schwanen
The Row
Uniqlo
A Kind of Guise
Bottega Veneta
Massimo Dutti
Jil Sander
Cos
Toteme
Und denkt immer daran: Qualität statt Quantität, Freunde!
Text: Anastasia Marks
Bilder: Fear of God, The Row